SAM TRUEMPY MEMORIAL JAZZ COALITION

CH-Tournee
August/September 2007

 

 

Der Komponist Sam Trümpy

von Heinrich Baumgartner

In der ethnologischen Feldforschung hat sich gezeigt, dass selten diejenigen, die sich ans Mikrophon drängen, die spannenden Beiträge liefern. Will man mehr über eine Kultur erfahren, muss man diejenigen, die vorerst im Hintergrund zuschauen, davon überzeugen, dass ihr Beitrag wichtig ist.

Sam Trümpy gehörte zur zweiten Gruppe. Sein Text auf der LP der Glarona Bigband liest sich wie eine Rechtfertigung dafür, dass - nach jahrelanger erfolgreicher Auftrittstätigkeit und vielen Anfragen - überhaupt ein Tonträger mit dieser Band produziert worden ist. Ein Solo von Sam sucht man vergeblich darauf. Auf der CD "Minor League" der Combo Jazz Coalition finden sich ganze vier Nummern von Sam Trümpy, obwohl genügend geeignetes Material von Trümpy vorgelegen hätte.

PR für seine Person war nicht Sam's Ding. Der Grund war nicht etwa Unkenntnis – Sam war verkäuferisches Denken aus seiner beruflichen Tätigkeit wohlbekannt – sondern, dass sich der Blues für ihn weder in alterierten Melodietönen erschöpfte noch zum Religionsersatz verkommen war. Individualität, Emanzipation, Unterstützung von Entwicklungen waren für Sam keine leeren Formeln. Er lebte sie. Mit Akribie, Sorgfalt und Leidenschaft baute er Bands wie die Glarona Bigband oder die Jazz Coalition auf und entwickelte sie weiter. Es fiel ihm aber nicht ein, sie als Plattform für seine - notabene masslos unterschätzte - musikalische Persönlichkeit zu nutzen. Im Gegenteil: In diesen Bands bot er einer stattlichen Zahl von jungen und älteren Musikern die Möglichkeit, sich zu entfalten.

 

 

 

Gedanken zum Projekt

von Werner Fischer-Tian

Sam Trümpy war ein Pionier der ersten Stunde und ein besonderer Glücksfall für den Jazz im Glarnerland. Neben der mit dem Kulturpreis ausgezeichneten Glarona Big Band initiierte und prägte er während vier Jahrzehnten zahlreiche Kleinformationen, deren Herzstück die Jazz Coalition war. Obwohl selbst ehemaliges Mitglied dieser Formation wurde mir erst beim Sichten seines musikalischen Nachlasses Ende 2003 richtig bewusst, wie eigenständig und umfangreich sein kompositorisches Schaffen war. Mit der Unterstützung des Jazz Clubs Glarus machte ich mich alsbald daran, sein Oeuvre zu transkribieren, um es in Form von sogenannten 'Leadsheets' in einer Art 'Real Book' herauszugeben.

Im vergangenen Sommer kam mir während der Niederschrift der letzten Kapitel der Glarner Jazzgeschichte (Jahrbuch Nr. 86 des Historischen Vereins des Kantons Glarus) die zündende Idee, wie seine Musik zu neuem Leben erweckt werden könnte: Ich kontaktierte verschiedene Glarner Jazzmusiker meiner Generation, um sie für die Memorial Jazz Coalition zu gewinnen, die Sams Musik in neues Gewand, in neue Arrangements kleiden sollte. Das Interesse war überwältigend. Zudem steuerte die profilierte Jazzkomponistin Trudi Strebi, eine auf zwei Themen von Sam basierende Originalkomposition bei.

Ende August waren wir spielbereit: Acht Berufsmusiker aus Montréal, New York, Bern, Luzern, Zürich, St. Gallen und Wädenswil, die in Anlehnung an eine von Sams Kompositionen auch The Sons of Sam genannt werden könnten.